Ansprechpartner & mehr

Sehenswürdigkeiten pur

Schiffshebewerk Lüneburg in Scharnebeck

Schiffshebewerk und Elbe-Seitenkanal
Im Jahre 1968 begannen die Bauarbeiten am Elbe-Seitenkanal und dem damit verbundenen Schiffshebewerk Lüneburg, welches im Ort Scharnebeck platziert wurde. Grund für die Standortwahl des Hebewerkes war die hier befindliche Geländegrenze zwischen der Geest der Lüneburger Heide und der Marsch der Elbtalaue. Dieser Geländeunterschied beträgt damals wie heute 38 Meter und ließ die Bauherren sich anstelle einer Schleuse für ein Doppelsenkrechthebewerk entscheiden.
Während eine Schleuse viel Wasser benötigt,  um ein Schiff darin hoch zu tragen, verbrauchen die Tröge des Hebewerkes erheblich weniger davon, da die Hubleistung nicht durch das Wasser selbst, sondern durch die Motorleistung der riesigen Schiffsfahrstühle erbracht wird.
Der Elbe-Seitenkanal verbindet den Mittellandkanal in der Nähe von Wolfsburg mit der Elbe bei Artlenburg auf einer Länge von 115,2 km.
Grund für seinen Bau waren inmitten des Kalten Krieges nicht nur Wasserwirtschaftliche Interessen.
Wasserwirtschaftlich gesehen wollte man nicht mehr auf das Wasserstraßenkreuz  bei Magdeburg  in der damaligen DDR angewiesen sein und brauchte eine sichere und kurze Verbindung von den Industrie-Zentren Mittel-und Westdeutschlands zur Elbe und damit nach Hamburg und in die ganze Welt. Strategisch gesehen sollte der Elbe-Seitenkanal aber vor allem auch eine erste Barriere für eventuell anrückende Truppen des Warschauer Paktes bei einer möglichen Eskalation der Feindseligkeiten bilden.
Zu diesem Zwecke wurde die östliche Böschung des Kanals erheblich fester angelegt, als die westliche, um feindliche Truppen aufzuhalten. Viele Unterführungen wurden mit Sprengschächten und herausfahrbaren Panzersperren versehen. Auch Brücken wurden mit solchen Sprengvorrichtungen versehen um im Ernstfall die Durchlässe im Verteidigungswall zu schließen.
Neben diesen Verteidigungsanlagen wurden Versorgungsdepots und Bunker entlang der Strecke angelegt.
Über die Effektivität dieser Verteidigungslinie könnte man sicherlich kontrovers diskutieren, denn 33 Tage nach der Kanaleröffnung, es ist Sonntag der 18. Juli 1976, bricht vormittags gegen 11:00 Uhr der Damm an einer Unterführung bei der Ortschaft Erbstorf, etwa zwei Kilometer vom Schiffshebewerk entfernt. Bis das Wasser auf dramatische Art und Weise gestoppt werden kann, ergießen sich bis 03:00 Uhr am darauffolgenden Montag etwa 6 Millionen Kubikmeter Wasser ins Land und breiten sich auf 15 Quadratkilometern aus.  Sie verletzen niemanden, richten allerdings Schäden und weitere Kosten von rund 20 Millionen D-Mark an. Es stellte sich rasch heraus, dass man schlichtweg am Bau gepfuscht hatte und besonders bei den Unterführungen eklatante Baumängel begangen hatte.
Nach der Sanierung 1977 ist so etwas bis heute nicht mehr vorgekommen. Trotzdem hat der Kanal bei den Bewohnern rund um Lüneburg den Namen ,,Elbe-Pleitenkanal‘‘ bis heute weg.

Nach der Katastrophe entwickelte sich der Elbe-Seitenkanal indes zu einer bedeutenden Bundeswasserstraße und zum sog.  ,,Heide-Highway‘‘ für Binnenschiffe. Das Schiffshebewerk in Scharnebeck verbucht jährlich ein Aufkommen von etwa 19.000 Wasserfahrzeugen.
Neben dem SHW finden Interessierte eine Ausstellungshalle mit Modellen und Schautafeln zum Thema Hebewerk und Kanal. Davor befindet sich ein Parkartiges Gelände mit weiteren Exponaten. Auch Führungen zum Thema Schiffshebewerk sind möglich.
War es bei seiner Eröffnung noch das größte Doppelsenkrechtschiffshebewerk der Welt, so wurde es in der Zwischenzeit bereits mehrfach von ähnlichen Werken auf der Welt überholt, die teilweise weitaus mehr Höhenmeter überwinden als in Scharnebeck. Dennoch lockt das Hebewerk jedes Jahr Tausende Besucher aus nah und fern, die hier zu diesem immer noch imposanten Bauwerk strömen. Trotzdem steht die Welt auch für das Scharnebecker Schiffshebewerk nicht still. Nach gut 40 Jahren haben sich die Normen der Binnenschifffahrt geändert und die Tröge sind längst zu klein für die modernen Schiffe der aktuellen EU-Norm.
Deshalb sind die Tage dieses imposanten Bauwerks mittlerweile gezählt, denn in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts soll eine neue moderne Schleuse wenige hundert Meter vom jetzigen Werk entfernt errichtet werden, die das Schiffshebewerk nicht nur ergänzen, sondern über kurz oder lang auch ersetzen soll. Es bleibt also wie es war in der Elbmarsch: Alles ist im Fluss und nichts bleibt wie es ist.

Informationen zum Bau der neuen Schleuse finden Sie hier

Mehr Informationen finden Sie in dem Informationszentrum gleich neben dem Hebewerk, u.a. können am beweglichen Großmodell des Schiffshebewerkes Lüneburg die einzelnen Ablaufphasen des Hebewerksbetriebes beobachtet werden.

Aktuell  ist das Informationszentrum von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet! Der Eintritt ist frei.

Bei großen Besuchergruppen (ab 50 Personen) empfiehlt es sich, Personenzahl, Besuchstag und -zeit rechtzeitig dem Informationszentrum Scharnebeck unter Tel. 04136/ 9126-2931 mitzuteilen, um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Besichtigung zu gewährleisten. 

Eine Führung durch die Betriebsanlage des Schiffshebewerkes ist leider nicht möglich.
Der Besucher hat jedoch die Möglichkeit, von 2 Besucherplattformen aus, die ganzjährig rund um die Uhr geöffnet sind, das Ein- und Auslaufen der Schiffe in die Hebewerksanlage "hautnah" zu erleben. Das Betreten der Besucherplattformen ist kostenlos .

 

Hebewerkbesichtigungsfahrten

Für die Saison 2024 bieten die Fahrgastschiffe "Lüneburger Heide" und das "Salonschiff Aurora" zu folgenden Terminen den Zustieg für Gruppen am Anleger Unterhafen Scharnebeck an.

Führungen

Alles Wissenswerte zum Weitererzählen können Sie bei einer Führung durch die Ausstellungshalle des Wasser- und Schifffahrtsamtes und am größten Doppelsenkrecht-Hebewerk Deutschlands erfahren.
Die Führungen können auch außerhalb der Öffnungszeiten des Informationszentrums durchgeführt werden, das heißt das ganze Jahr über.